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Jannis Meseke – „Ein ganz großes Glück“

Jannis Meseke – „Ein ganz großes Glück“

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Jannis Meseke (31) arbeitet seit 2019 im Bereich Vertrieb & Marketing bei der Voelkel GmbH in Pevestorf (Höhbeck). Ein Gespräch über die Ziele des Unternehmens, über Beweggründe für das Wendland und die Arbeit in einem Saftladen.

ZUR PERSON
Name: Jannis Meseke
Alter: 31
Berufsbezeichnung/Job: Assistenz Geschäftsführung Vertrieb & Marketing
Firma: Voelkel GmbH
Wieder im Wendland seit: Mai 2019
Aufgewachsen in: Karmitz
Wohnhaft in: Kolborn
Zur Schule gegangen in: Lüchow
Ausbildung/Studiengang: Master Medienmanagement, HMTM Hannover
 

Hi Jannis, du arbeitest bei dem deutschlandweit führenden Hersteller für Bio-Säfte – Worin glaubst du liegt der Erfolg des Unternehmens begründet?
Jannis Meseke:
Ich denke, das sind vor allem drei Dinge: Authentizität, die Verknüpfung von Innovation und Tradition sowie die Qualität unserer Produkte.

Nicht der aktuelle Bio-Trend?
Natürlich auch. Die Herstellung von Bio- und Demeter-Lebensmitteln ist heute absolut hip und auch ein lukrativer Trend – was wir, und das überrascht wahrscheinlich nicht, vollkommen begrüßen. Bio und Demeter sind bei Voelkel aber mehr als nur die Antwort auf einen Trend: Margret und Karl Voelkel haben die biologisch-dynamische Anbauweise schon vor über 80 Jahren als besten Weg entdeckt, um Land zu bewirtschaften und gleichzeitig die natürlichen Ressourcen zu schonen. Ob man seit Jahrzehnten auf nachhaltige Weise produziert oder erst seit kurzem – das nehmen die Leute wahr und das kommt uns zu Gute.

Und wieso die Verbindung von Tradition und Innovation?
Das behaupten ja viele Unternehmen von sich, aber bei Voelkel klappt es wirklich: Wir wahren die Tradition und die Werte, die unser Unternehmen seit der Zeit seiner Gründung verkörpert. Gleichzeitig reagieren wir auf Trends draußen in der Welt oder setzen selbst welche. Wir bringen zum Beispiel jedes Jahr mehr als 15 neue Produkte auf den Markt.

Puh, das ist ziemlich ordentlich.
Ja, aber wir legen dabei sehr viel Wert auf die Qualität. Alles ist Bio und Demeter sowie ohne künstliche Zusätze hergestellt. Und, das muss man auch sagen, die Produkte schmecken auch einfach lecker!

Sind Firmen wie Red Bull, Fritz-Kola oder Hassia Mineralquellen (Bionade) in dem doch sehr umkämpften Markt für Getränkehersteller Konkurrenz für euch?
Wir fokussieren uns nicht so sehr auf diese Konkurrenz, weil wir die Zukunft eher in kooperativem Wirtschaften und Wachstum für das Gemeinwohl denken wollen, weniger in kurzfristiger Gewinnmehrung und Wettkampf. Unser Leitsatz ist „Verantwortung für Mensch und Natur“, das steht über allem.

Wie setzt ihr das konkret um?
Wir wollen zum Beispiel den Bauern die Umstellung auf Bio-Anbau ermöglichen, indem wir ihnen für ihre biologischen Produkte als langfristiger und fairer Partner eine attraktive Absatzchance bieten. Dabei kann man dann auch den einen oder anderen negativen Marktmechanismus außer Kraft setzen: In einer Notsituation bezahlen wir dem Landwirt für seine Ware schon einmal mehr als den Marktpreis, um ihn zu stützen. Wenn bei einer allgemein schlechten Ernte dann die Preise steigen, erinnern sich unsere Anbaupartner daran und kommen uns ein wenig entgegen. Wir messen uns daran, die Anbaufläche für enkeltaugliche Landwirtschaft zu vergrößern – und wollen nicht die Ressourcen der zukünftigen Generation verschwenden. Deshalb beabsichtigen wir uns zum Beispiel auch Gemeinwohl-Bilanzieren zu lassen.

Welche Vor- oder Nachteile hat Lüchow-Dannenberg als Unternehmensstandort?
Ein Nachteil liegt auf der Hand: Es gibt wenige Orte in Deutschland, die so weit weg von einer Autobahnauffahrt, einem Güterbahnhof oder einem Hafen liegen. Das ist für die Logistik schon eine Herausforderung, der wir mit ökologisch und ökonomisch sinnvollen Lösungen wie der Einsparung der Transportwege zu externen Lagern und der Bündelung der Kapazitäten in Pevestorf begegnen. Dabei hilft uns auch die geographische Nähe zu unseren Anbaupartnern und die damit verbundene Reduktion der Lieferwege. Das große Plus des Landkreises im Allgemeinen war immer die Nähe zu Berlin und Hamburg. Berlin ist von Wittenberge in gerade einmal 45 Minuten zu erreichen. Der Bahnhof Dannenberg ist sogar im Nahverkehrsnetz von Hamburg. Wir liegen genau zwischen diesen beiden fantastischen Städten. Das hat schon immer kreative Menschen angelockt. Gleichzeitig konnte Voelkel auch aufgrund der vitalen Bioszenen dieser beiden Städte überhaupt erst zu dem wachsen, was wir heute sind. 

Lieferwege kurz halten – klappt das bei all euren Produkten?
Natürlich hängt es immer davon ab, was möglich ist. Zitrone aus Schnackenburg wird zum Beispiel eher schwierig! Aber auch bei Citrusfrüchten haben wir Wege, um den ökologischen Fußabdruck so gering wie möglich zu halten.

Inwiefern ist das Wendland für euch von Bedeutung?
Es ist ein ganz besonderer Ort. Mit einer besonderen Geschichte. Die Menschen hier sind offen, freigeistig, kreativ – das merkt man auch an denjenigen, die bei uns arbeiten. Und an der Art wie wir Produkte entwickeln und vertreiben. In starren Konzernstrukturen wäre es nicht möglich, so frei und schnell zu arbeiten wie hier. Es gibt einen engen Austausch, flache Hierarchien, Raum für eigene Ideen und der Spirit der Gründer wird weitergetragen.

War das auch ein Grund, warum du dich für deine Stelle entschieden hast?
Das wusste ich natürlich im Vorhinein nicht, es wurde mir bei meinem Vorstellungsgespräch aber schnell deutlich. Für mich war es total wichtig für ein Unternehmen zu arbeiten, das mit seinem Wirtschaften auch etwas zum Wohl der Umwelt und der Allgemeinheit beitragen möchte. Das habe ich hier gefunden. In den Werten, für die Voelkel steht und in der wunderschönen Symbiose aus Tradition, Innovation, Vielfalt, Vertrauen und Qualität. Das sind Dinge, die mich sehr ansprechen.

Gibt es bei Voelkel besondere Anreize für Arbeitnehmer*innen?
Auf jeden Fall, eigentlich alles, was einen modernen Arbeitgeber auszeichnet. Jobrad, Betriebssport, Betriebliche Altersvorsorge, Kitazuschuss und natürlich auch den obligatorischen Obstkorb.

Jobrad... es gibt vermutlich geeignetere Vehikel, um nach Pevestorf zur Arbeit zu fahren.
(lacht) Ja, kann man machen, aber ist zum Beispiel aus Kolborn schon eher sportlich. Was man auch sagen muss ist, dass es viele negative Dinge bei uns nicht gibt. Viele Start-Ups in Großstädten haben zwar auch einen Kickertisch, dafür arbeitet man aber bis 22 Uhr. Wir haben dagegen faire Arbeitsverträge, eine Tarifbindung und eine echte Arbeitszeiterfassung. Viele Kollegen sind seit Jahrzehnten bei Voelkel. Wenn es mal schlecht läuft, sucht man sich nicht direkt einen neuen Arbeitgeber, sondern spricht darüber und rauft sich zusammen – wie in einer guten Ehe.

Welche Bedeutung hat Expertise von außerhalb bei euren Stellenbesetzungen?
Den Großteil der Stellen besetzen wir aus unserem Einzugsgebiet 80km rund um Pevestorf. Aber in Bereichen wie Einkauf, Produktmanagement oder auch Marketing finden wir immer wieder überregional neue Kollegen. Das ist super, weil wir so hochqualifizierte Menschen mit vielfältigen Erfahrungen aus den Städten für uns gewinnen können und sie ins Wendland ziehen. Eine tolle Mischung aus lokaler Bindung und frischem Wind.

Woher kommen eure Auszubildenden?
Ca. 80 Prozent der Azubis kommen aus Lüchow-Dannenberg und dem benachbarten Altmarkkreis. Das liegt uns am Herzen, weil wir so jungen Menschen eine attraktive und langfristige Jobperspektive in unserer Region bieten können.

Bekommt ihr auch für exotische Berufe wie „Fachkraft für Fruchtsafttechnik“ genügend Bewerbungen?
Bisher ist es uns immer gelungen. Und ich habe gelernt, dass es dabei auch hilfreich ist, dass wir Schulpraktika anbieten.

Du bist im Wendland aufgewachsen – wie hast du deine Jugend hier in Erinnerung?
Es war großartig und entspricht eigentlich jedem Bilderbuchklischee. Tolle Freunde, super viel Platz in der Natur – ich habe es echt genossen. Mich hat das Zwischenmenschliche und das Vertrauen untereinander total geprägt. Was ich außerdem cool finde – und was auch ein Teil der Wahrheit ist: Da es nicht tausend Freizeitangebote gab, war unsere Kreativität und Eigeninitiative gefragt und wir mussten unsere Freizeit selbst gestalten. Diese beiden Fähigkeiten sind heute auch im Beruf sehr hilfreich.

Hat dich nichts genervt?
Eigentlich nicht. Außer vielleicht das Thema Mobilität. Man war oft auf die Eltern angewiesen, die einen aber, wenn sie berufstätig sind, auch nicht jeden Nachmittag von A nach B fahren können.

Du kommst aus Karmitz, kennst also vermutlich auch die bekannte Bushaltestelle da besonders gut.
Ja! Sieht sehr schön aus, fährt aber leider auch selten der Bus!

Wie sieht es im Hier und Jetzt mit Änderungswünschen aus?
Ich vermisse zum Beispiel ein gemütliches Café in Lüchow – natürlich mit BioZisch auf der Speisekarte. Außerdem hat uns überrascht, dass der Weg zum Eigenheim so beschwerlich ist: Die Verwaltung und viele Wendländer wünschen sich mehr junge Leute in der Region, die sollen dann aber entweder große, teure und sanierungsbedürftige Höfe kaufen oder in abgeschlossenen Neubaugebieten in den wenigen großen Orten leben. Hier liegt aus meiner Sicht als Baurechts-Laie viel Potential: Es könnten zum Beispiel Baulücken in echten Dorflagen geschlossen, kleine Flächen an Dorfrändern bebaubar gemacht oder die Umnutzung alter Höfe unterstützt werden. Das steigert dann die Attraktivität für junge Leute und ist eine spannende Alternative zum Leben in einem Neubaugebiet am Rande der Ballungszentren ­­– zum Beispiel rund um Hamburg oder Hannover – mit seinen Vorzügen.

Weswegen bist du damals aus dem Wendland „abgehauen“?
Um mich weiterzuentwickeln. In einem neuen Umfeld, das weniger geschützt ist und mehr Optionen bietet. Und um mich für das Berufsleben zu wappnen und zu studieren. Das war für mich wichtig und richtig. Ich bin aber auch genauso froh, jetzt wieder hier zu sein.

Dann war die Jobsuche hier in der Region nicht schwierig für dich?
Meine Frau Kristina und ich wollten gerne hier her, aber nicht um jeden Preis. Uns war wichtig, Jobs zu finden, hinter denen wir stehen können. Wir hatten beide viel Glück, auch mit dem Timing: Bei ihr klappte es wirklich schnell nach unserer Entscheidung und dann war für mich nur zwei Monate später meine heutige Stelle ausgeschrieben, die perfekt zu dem gepasst hat, was ich so kann und auch machen möchte. Ein ganz großes Glück, Volltreffer sozusagen.

 

 

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