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Winterpause
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Kristina Meseke – „Das, was man kann, für eine gute Sache nutzen.“

Kristina Meseke – „Das, was man kann, für eine gute Sache nutzen.“

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Kristina Meseke (29) von der Möbel Wolfrath GmbH in Grabow über die Positionierung und Vorgehensweise des Unternehmens, ihren Job im Marketing – und darüber wie es ist, von der Stadt aufs Land zu ziehen.

ZUR PERSON
Name: Kristina Meseke
Alter: 29
Berufsbezeichnung/Job: Marketing & Entwicklung
Firma: Möbel Wolfrath GmbH
Im Wendland seit: 2019
Aufgewachsen in: Cloppenburg
Wohnhaft in: Kolborn
Zur Schule gegangen in: Cloppenburg
Ausbildung/Studiengang: Medienmanagement Master | Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover
 

Hi Kristina, du lebst seit etwa einem Jahr im Wendland – Was gefällt dir an deinem neuen Lebensmittelpunkt?
Kristina Meseke:
Die Natur und das Grüne. Es ist zwar das, was alle immer erzählen – „Oh, es ist ja so schön ruhig im Wendland...“ – ja, ist es aber wirklich. Ich fahre zum Beispiel jeden Tag mit dem Fahrrad zur Arbeit, von Kolborn aus über die Dörfer etwa eine halbe Stunde Fahrzeit. Das tut mir total gut, weil ich morgens frisch und wach ankomme und schon voll da bin. Und wenn ich abends nach Hause komme, hatte ich schon eine halbe Stunde Zeit mir den Kopf frei zu pusten.

Vermisst du auch etwas im Vergleich zu vorher?
Mein soziales Umfeld und meine Freunde hätte ich natürlich gern hier. Wobei wir, also mein Mann Jannis und ich, im Wendland auch schon viele Leute kennen. Aber sonst eigentlich nicht. Oft wird ja das Freizeitangebot in der Stadt so sehr gelobt, aber wenn man den ganzen Tag arbeitet, hat man davon ja auch nur begrenzt etwas. Im Wendland läuft es da viel gezielter. Da nimmt man das, was einen interessiert, dann eben auch wirklich mit. Und ich finde es eher befreiend, dass es nicht so vollgepackt ist.

Wie bist du ausgerechnet im Wendland gelandet?
Zum einen durch Jannis, der von hier kommt. Zum anderen durch ein Designcamp der Grünen Werkstatt und Lea, meine aktuelle Chefin bei Wolfrath, mit der ich damals schon das Designcamp-Projekt zusammen gemacht habe. Sie hat mich durch ihre Art und ihre Vision, wie das hier funktionieren und sie dem ganzen ihren Stempel aufdrücken kann, einfach überzeugt.

In welche Bereiche ist die Möbel Wolfrath GmbH aufgeteilt?
Die Firma wurde 1933 als Tischlerei von Leas Ur-Opa gegründet. Leas Opa hat dann den Möbelhandel mit dazu genommen, das war früher durchaus üblich. In den Neunzigern kam Karoline, Leas Mutter, in die Geschäftsführung und sie hat das „wöm“ – den Wendland Öko-Markt – gegründet, weil sie auch eine ökologische Richtung einbringen wollte.

Wie äußert sich diese Aufteilung des Möbelhandels in der Praxis?
In unserem Einrichtungshaus gibt es eher die „konventionelle“ Ware, viel Furnierholz, weniger Massivholz, auch mal eine Lackoberfläche. Tendenziell ist es auf ein älteres Kundensegment ausgerichtet. Das wöm ist ökologischer: nachhaltigere Hersteller, natürlichere Materialien, ein etwas anderes Publikum. Manche sagen es sei teuer bei uns, ist es aber eigentlich nicht, wenn man es realistisch vergleicht und bedenkt, dass man von unseren Möbeln viel länger etwas hat. Es ist eben nicht IKEA.

Dann vertreibt ihr im wöm auch die Produkte, die ihr in der Tischlerei herstellt?
Eher nicht. Wir sind Mitglied bei einem Möbelverband und unter anderem dessen Linie „global“ vertreiben wir im Einrichtungshaus, die Naturlinien „Natura“ und „Lebensart“ im wöm. Klar realisieren wir in unserer Tischlerei Anpassungen an einem Möbelstück, das bei uns gekauft wird. Insbesondere bei Küchen arbeiten Handel und Handwerk häufig zusammen. Aber eigentlich ist die Tischlerei in ihrem täglichen Tun relativ losgelöst von uns. Es gehört zwar alles zusammen, auch wirtschaftlich betrachtet, aber dort werden zum Beispiel eher Einrichtungen für Geschäfte und Praxen oder Einbauschränke, Fenster und Türen für den Privatmenschen hergestellt.

Und was hat dich an dem neuen Job gereizt?
Der nachhaltige Gedanke. Ich habe ja etwas studiert, was man nicht unbedingt in der Welt braucht – Medienkrams. Deswegen finde ich cool, wenn man das, was man kann, für eine gute Sache nutzt. Etwas zu machen, wo auch ein Sinn hinter ist.

Sehr gut nachvollziehbar.
Und eine Vision für Möbel Wolfrath ist schon, dass es sich auch insgesamt immer mehr in die ökologische Richtung entwickelt. Weil wir auch als Unternehmen versuchen, auf allen Ebenen immer nachhaltiger zu sein und unseren ökologischen Fußabdruck zu reduzieren. Dafür beschäftigen wir uns auch intensiv mit dem Thema Gemeinwohl-Ökonomie.

Was gefällt dir an deiner Arbeit besonders?
Dass ich hier etwas ausprobiere und sofort das Ergebnis sehe. In meinem alten Job habe ich vor allem Konzepte geschrieben und eher theoretisch gearbeitet.

Was machst du denn konkret?
Hauptsächlich das Marketing und die Werbung. Und da auch wirklich bis auf die Suchmaschinenoptimierung fast alles selber – von der Gestaltung über die Online-Kanäle und Veranstaltungen bis hin zu Printprodukten und was sonst so an Kommunikationsthemen bei uns landet. Gemeinsam mit unserer Geschäftsführung kümmere ich mich außerdem um die Unternehmensentwicklung und -strategie.

Ziemlich vielseitig.
Ja, wir werden hier niemals zehn Leute sitzen haben, die sich um diese Themen kümmern. Da brauche ich keinen, der nur gestalten kann. Sondern jemanden, der alles ein bisschen kann.

Ihr sitzt in Grabow – Gibt es Herausforderungen auf Grund des Standortes?
Naja, mit der Laufkundschaft ist das hier so eine Sache – es kommt kaum jemand zufällig her. Klar gibt es mal Urlauber die vorbeifahren und denken: „Oh, was ist das denn?“, aber das ist eher die Ausnahme. Für uns ist es deswegen wichtig, neben der Kundschaft von hier auch über die Landkreisgrenzen hinaus präsent, bei Google gut auffindbar und bei Facebook und Instagram vertreten zu sein. Außerdem muss es für die Kunden ein Erlebnis sein, bei uns einzukaufen.

Warum geht ihr denn nicht einfach weg in die Großstadt?
Da hat man vielleicht mehr Laufkundschaft, aber eben auch viel mehr Konkurrenz. Für uns ist es super, dass es hier keine unmittelbaren Mitbewerber gibt. Trotzdem müssen wir uns immer wieder strecken, neue Dinge probieren und gut sein, in dem was wir tun. Außerdem ist das hier der eigene Grund und Boden. Soviel Fläche könnte man sich in der Stadt gar nicht leisten. Und dann gibt es auch einfach eine starke Verbundenheit zur Region. Wir würden wohl nie auf die Idee kommen, uns mal einen neuen Standort zu suchen.

Ist dann vielleicht Online-Handel eine Option?
Es gibt von unserem Möbelverband einen an unsere Homepage angeschlossenen Produktkatalog, den man sich online angucken kann – aber bei uns bisher keinen Shop. Und es ist für uns auch nicht wirklich sinnvoll, weil wir preislich niemals mit den reinen Onlinehändlern mithalten können – da steckt einfach ein anderes Konzept dahinter – und es auch logistisch aus vielen Gründen ein zu großer Aufwand wäre.

Ihr kooperiert seit kurzem mit der Stiftung Lebenleben – kannst du kurz die Hintergründe schildern?
Das ist ein Herzensthema bei den Wolfraths: Sie sind dort schon viele Jahre im Aufsichtsrat. Lebenleben fertigen ja vieles aus Holz, unter anderem Lattenroste in großen Stückzahlen. Jetzt sind sie in unsere alte Fertigungshalle eingezogen und sollen neben ihren eigenen nun unsere Maschinen mitbenutzen, auch um eine bessere Auslastung zu gewährleisten. Mittelfristig ist angedacht, dass wir da Kooperationen realisieren.

Zum Beispiel?
Dass Leute von Lebenleben bei uns eine Ausbildung machen und man sie so besser und im Rahmen ihres gewohnten Umfeldes in den „ersten“ Arbeitsmarkt integriert. Für Menschen mit Behinderungen – in welcher Form auch immer – ist so etwas in der Regel ja leider oft sehr schwierig.

Wie viele Mitarbeiter*innen beschäftigt ihr in welchen Bereichen?
Wir sind ungefähr 60 Mitarbeiter*innen, die meisten arbeiten in der Tischlerei, so 20 Leute ungefähr. Ein bisschen über zehn sind im Verkauf tätig, nochmal etwas mehr als zehn in der Auslieferung und im Lager – und so fünf bis sechs in der Verwaltung und Geschäftsführung.

Wie ist das Verhältnis im Unternehmen von Auszubildenden die hier aus der Region kommen zu überregionalen?
Unsere Auszubildenden sind tatsächlich immer von hier. Bisher hatten wir kaum Probleme, Leute zu finden. Gerade im Tischlerberuf ist es noch relativ einfach – dabei ist vermutlich auch die neue Halle mit den modernen Maschinen ausschlaggebend. Bei uns ist es außerdem nicht so spezialisiert wie bei anderen. Man lernt also in der Ausbildung unterschiedliche Dinge kennen und kann sich hinterher besser überlegen, was man machen will. Für den Einzelhandel Leute zu finden ist da etwas schwieriger, der Verkaufsberuf ist glaube ich auch generell nicht so interessant. Aber bisher haben wir trotzdem immer gute Auszubildende gefunden.

Wie sieht es bei den Mitarbeiter*innen aus?
Die meisten kommen auch hier aus der Region. Manche auch aus Richtung Salzwedel und Uelzen, aber weiter weg eigentlich nicht.

Wie geht ihr bei der Suche nach Nachwuchskräften vor?
Naja, ich glaube wir sind nicht unbedingt der Best-Practice-Betrieb mit den allerbesten Tipps an der Hand. Weil sich die Besetzung der Stellen in der Tischlerei eben oft von selbst ergibt und der Rest eher über die klassischen Kanäle wie Ausbildungsmesse, EJZ-Anzeige oder mal die Arbeitsagentur läuft. Für den Sommer haben wir jemand Neues in der Verwaltung gesucht, auch über eine EJZ-Anzeige und Facebook.

Und das hat gut geklappt?
Ja, super! Da hatten wir total viele Bewerbungen und waren selbst ein wenig überrascht. Ich glaube, wenn sich das hier weiter entwickelt, werden wir auch andere Kanäle nutzen. Xing und LinkedIn zum Beispiel, gerade wenn man jemand Spezielles von außerhalb sucht. Wir schauen uns aktuell auch die Möglichkeiten bei einem Dualen Studium genauer an. Außerdem kann man uns natürlich immer gern Initiativbewerbungen schicken.

Bietet das Unternehmen beispielsweise Incentives für Mitarbeiter*innen? 
Wenn man in Grabow sitzt, muss man sich schon etwas überlegen. Andere Geschäfte gibt es hier eher nicht. Seit Lebenleben eingezogen ist, haben wir zum Beispiel einen gemeinsamen Mittagstisch in der Kulturbarberei. Das ist super, sonst müsste man sich immer selbst etwas mitbringen. Außerdem bieten wir für Mitarbeiter*innen die Klassiker: Urlaubs- und Weihnachtsgeld, Altersvorsorge und Jobrad.

 

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