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WENDLANDREDEN - Ethisch wirtschaften

WENDLANDREDEN - Ethisch wirtschaften

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Podcast mit Ole Müggenburg von Voelkel und David Feldbrügge vom Lehm-Laden über Theorie und Praxis der Gemeinwohlökonomie im Wendland...

WENDLANDREDEN als RSS Feed: https://anchor.fm/s/e9715914/podcast/rss

Kapitel:

02:37 Was ist „ethisches“ Wirtschaften?
05:40 Gemeinwohlorientiertes Arbeiten bei Voelkel
08:21 Der Lehm-Laden in Hitzacker
13:43 Wie kommt die GWÖ konkret in die Unternehmen?
15:02 Verfahren für eine GWÖ-Bilanz
20:43 Mehr Kundentransparenz durch Gemeinwohl-Label am Ladenregal?
27:35 GWÖ-Unternehmen aus dem Wendland
28:33 Alle Wege führen ins Wendland… die persönlichen Geschichten
30:59 Mitarbeiter*innengewinnung auf dem Land
34:08 Publikumsfrage: Wird Vor-Ort-Engagement bei der GWÖ-Bilanz berücksichtigt?
36:46 Publikumsfrage: Welche Rolle spielt Basisdemokratie in GWÖ-Unternehmen?
40:05 Publikumsfrage: Ist wirtschaftliche Expansion ein Widerspruch oder gar eine Bedrohung?
43:02 Publikumsfrage: „Kokurrenz statt Kooperation“ oder „Kooperation statt Konkurrenz“?
45:30 Lasst uns kooperativ bleiben

Links:

 

 

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Audio-Transkript

WENDLANDLEBEN:

Hallo zu WENDLANDREDEN, dem Podcast über Work, Life, Land und Sinn für gute Zukunft. Wir reden hier mit Menschen aus dem Wendland über Transformationsthemen, die sie konkret erleben und mitgestalten. Heute: „Ethisch Wirtschaften“.

Her mit dem schönen Leben - und zwar für alle! Unter den Überschriften „Gemeinwohlökonomie“, „Nachhaltigkeit“ und „Verantwortungsbewusstsein“ wirtschaften Betriebe nicht nur in die eigene Tasche, sondern auch für Menschenrechte, Klimaschutz und Transparenz. Wer steht im Wendland hinter dem alternativen Wirtschaftsmodell und warum? Wir sprechen mit zwei Vertretern so genannter GWÖ-Unternehmen über neue Werte für die Wirtschaft in Theorie und Praxis und wie es sich für Betriebe lohnen kann, gemeinwohlorientiert zu handeln.
Mein erster Gast ist Ole Müggenburg. Er macht Öffentlichkeitsarbeit für die Naturkostsafterei Voelkel und für die Gemeinwohlökonomie selbst, genauer für die International Federation for the Economy for the Common Good e.V.
Mein zweiter Gast ist David Feldbrügge. Er ist Geschäftsführer im Lehmladen in Hitzacker, Europas größtem Online-Handel für rein ökologische Baustoffe, der ebenfalls gemeinwohlorientiert wirtschaftet. Mein Name ist Steffen Rudnik und ich arbeite zusammen mit Sigrun Kreuser bei der Agentur Wendlandleben. Wir begleiten beim Ankommen, Leben und Arbeiten im Landkreis Lüchow-Dannenberg und vernetzen Neu-, Alt- und Bald-Wendländer*innen. Gesprochen habe ich mit Ole und David bei der Kulturellen Landpartie 2023 live vor Publikum. Viel Spaß beim Zuhören!

Fangen wir mit dir an, David. Was verstehst du unter ethischem Wirtschaften?

DAVID:

Ethisch Wirtschaften ist für mich eigentlich etwas, dass man tatsächlich so wirtschaftet, dass man selber auch Spaß dran hat und, dass man Freude dran hat an dem, was man jeden Tag macht. Dass man kein schlechtes Gewissen haben muss, wenn man abends nach Hause kommt. Dass man einfach mit einem guten Gefühl die Arbeit vollbringen kann, die man machen möchte, damit man halt abends das Gefühl hat, was vollbracht zu haben und nicht einfach nur Arbeit geschafft zu haben.

WENDLANDLEBEN:

Ein klassischer profitorientierter Unternehmer würde ja auch sagen, hat richtig gut Sales heute gemacht, da klingelt es in der Kasse. Guter Tag, bin sehr zufrieden mit dem, was gelaufen ist. Ist das bei dir auch so?

DAVID:

Na klar, also ich freue mich auch darüber, wenn ich volle LKWs vom Hof fahren habe. Das ist auf jeden Fall immer noch ein Anreiz und das gehört auch dazu, weil wir müssen alle Geld verdienen, damit wir halt einfach dann gucken können, dass die Wirtschaft, die wir halt haben wollen, auch umgesetzt werden kann. Wenn wir kein Geld verdienen, ist der Antrieb nicht da, und dann funktioniert das nicht. Aber der eigentliche Anreiz, weshalb das Wirtschaften nach ethischen Voraussetzungen halt mehr Spaß macht, ist, dass es halt nicht nur das Geld ist, sondern dass ich halt auch weiß, „Boah, der Kunde ist voll zufrieden“ oder „Da haben wir richtig cooles Material eingekauft,“ „Da hab ich wieder was vernetzt und nette Menschen, gute Menschen miteinander in Verbindung gebracht“ - Das ist halt eigentlich der Mehrwert dabei. Dass das Geld hinten bei stimmt, das ist schön.

WENDLANDLEBEN:

Welche Rolle spielt bei dir die Ethik in der Wirtschaft?

OLE:

Ich könnte jetzt fast das gleiche Lied singen, aber ich nehm kurz den anderen Part, sonst wird's langweilig. Also, ganz klar ist natürlich, und da ich das ja auch quasi beruflich mache, ich bin Pressesprecher des Internationalen Verbandes der Gemeinwohlökonomie. Das ist ein Wirtschaften, das sich das eben nicht den individuellen Profit als höchstes Gut des Wirtschaftens sieht, sondern eine Wirtschaft, die werteorientiert agiert. Das heißt also, es gibt Hauptwerte, auf die wir uns in unserer Gesellschaft einigen können: Solidarität, Transparenz, ökologische Nachhaltigkeit und sowas. Halt eine Wirtschaft, die diese Werte in den Mittelpunkt stellt und eben nicht nur die Kohle. Für mich persönlich ist es so, dass ich nur in so einem Rahmenmodell dann auch dieses Glück, von dem David gerade spricht, haben kann und den Spaß und die Lust, dahin zu gehen und eben nicht jeden Morgen aufzustehen und zu sagen, "Scheiße, wie kriege ich den Tag rum?", nachts wach zu liegen und Angst zu haben, sondern zur Arbeit zu gehen und zu sagen, "Irgendwie fühlt sich das nicht wie Arbeit an, sondern das ist irgendwie Teil meines Lebens." Es muss nicht immer Spaß sein, aber es ist irgendwie Leben. Und das kann ich, glaube ich, nur in einem Laden, der ethisch wirtschaftet. Und das ist, glaube ich, am Ende aller Tage neben diesem, ich sag jetzt mal, Überordnenden, dass man die Gesellschaft, dass man die Welt retten möchte, will ich erst mal auch mich selbst retten und dafür sorgen, dass ich nicht irgendwie mit 60 in die Kiste springe.

WENDLANDLEBEN:

Der Laden, für den du arbeitest, ist Voelkel. Das ist für Voelkel natürlich irgendwie auch ganz nice, eigentlich so den Sprecher der Gemeinwohlökonomie bei sich arbeiten zu lassen. Das ist ja irgendwie ein Lob schon mal an Voelkel, oder?

OLE:

Das eine kam über das andere. Ich hab über Voelkel die Gemeinwohlökonomie kennengelernt. Zwei Tage lang war ich der persönliche Chauffeur von Christian Felber und konnte im Auto mit dem sehr viel Gespräche führen. Danach hat das bei mir klick gemacht. Da hab ich mich dann so für begeistert, dass ich jetzt diesen zweiten Job hab. Das ist das große Glück: ich mach drei Tage die Woche Voelkel, zwei die Gemeinwohlökonomie, was natürlich auch so eine traumhafte Kombi ist. Aber die ergänzt sich schon arg.

WENDLANDLEBEN:

Wie sieht dein Alltag bei Voelkel aus? Voelkel ist ein Begriff, ein Player aus dem Wendland, der es geschafft hat, den man schon mal getrunken hat. Da muss man nicht viel zu sagen. Was ist deine Aufgabe bei Voelkel?

OLE:

Ich bin klassisch Pressesprecher. Das ist ein bisschen mehr. Wir haben ein Kreativteam im Marketing. Ich beschäftige mich mit mehr Dingen als nur Presseanfragen. Ich schreibe Pressemitteilungen, ich beantworte Presseanfragen, ich beschäftige mich aber vor allen Dingen auch damit, wie wir insgesamt das Bild von Voelkel in die Öffentlichkeit tragen können. Also wie können wir eben genau diese Werte, die diese Familie seit vier Generationen hat, die sie jetzt aber mittels der Gemeinwohlökonomie auch mal schriftlich fixiert hat, oder die Möglichkeit hat, zu konkretisieren, in die Öffentlichkeit tragen? Also, ich gebe mal ein ganz simples Beispiel: wir haben jetzt für das Compass Collective, es gibt ja die Geschichte gerade „das Wendland schickt ein Schiff“ und Compass Collective, ich kenne Jan Becker, ich wusste, dass denen die Finanzierung geplatzt ist. Die sollten fast 200.000 Euro von einer Stiftung bekommen, haben das nicht bekommen. Dann hab ich gesagt, okay, das ist wieder ein Fall, da müssen wir mit Bargeld ran. Weil die Geflüchtetenhilfe eines unserer Kernthemen ist, haben wir da gleich mit Geld geholfen, aber vor allem auch unsere Möglichkeit, weil wir kennen ja hier jeden Gastro-Ort, da haben wir gesagt, pass auf, wir produzieren Spendendosen, die gestalten wir, die kaufen wir ein, die bekleben wir und die verteilen wir. Und so kann halt noch mal dieser Spendeneffekt multipliziert werden. Das heißt also, wir hoffen, dass dann jetzt ordentlich gesammelt wird auf der KLP. Das ist so ein Beispiel, so was denke ich mir aus, bespreche das mit allen, das ist dann halt eine öffentlichkeitswirksame Maßnahme, die jetzt aber nicht klassisches Normalmarketing ist, sondern irgendwas mit Werten zu tun hat. So versteh ich da auch meinen Job. Das macht ja auch den Spaß, einfach so was zu tun. Und wenn man jetzt diese Dosen hier sieht, dann freu ich mich 'n Arsch ab.

WENDLANDLEBEN:

Ja, geil. Um den Lehmladen auch reinzuholen, der ist ein bisschen kleiner als Voelkel… Du bist der Geschäftsführer, magst du uns den Lehmladen einmal vorstellen?

DAVID:

Also, ich bin eigentlich gelernter Tischler und hab dann aber irgendwann festgestellt, dass Tischlern an sich mir keinen Spaß macht, weil immer nur Kunststofffenster und Spanplatten verarbeiten war nicht das Sinnvolle. Dann hab ich Baubiologie studiert und bin darüber dann zum Lehmbau gekommen. Und im Lehmbau ist es aber halt so, dass das sehr regional und zeitlich ist, dass man halt im Winter nicht arbeiten kann, weil das dann halt viel einfriert. Und entsprechend dann hab ich einen Onlineshop aufgebaut, der ziemlich gut eingeschlagen ist und immer weiter gewachsen ist. Und letztes Jahr sind wir dann tatsächlich umgezogen in eine neue Halle und da haben wir einen riesigen Schub bekommen. Also vorher hatte ich einen Mitarbeiter oder anderthalb, so was um den Dreh, und mit dem Umzug haben wir dann von 30 Quadratmeter Lagerfläche auf 1000 Quadratmeter Lagerfläche erweitert. Wir sind mittlerweile 13 Menschen, die bei uns arbeiten und wir haben tierisch viel zu tun. Wir versorgen die Bauwirtschaft mit vernünftigen Baustoffen. Das ist eigentlich unser Kernthema, dass wir Endkunden beraten, dass wir Handwerker beraten und dass wir dann halt das richtige Material und das einfach auch politisch korrekte Material halt liefern und überall da wo wir sind, ist Zement und Gips einfach nicht vorhanden. Das schreibe ich mir groß auf die Fahne. Also ich bin für eine Bauwende und ich helfe aktiv dabei mit, dass die auch umgesetzt wird.

WENDLANDLEBEN:

Du hast auf jeden Fall „korrekt“ und „richtig“ gesagt, das ist ja schon sehr wertegeleitet, würde ich jetzt sagen. Magst du das ein bisschen ausführen? Weil viele leben wahrscheinlich in Gipskarton und sagen, was soll das denn? Warum ist das politisch inkorrekt?

DAVID:

Ja, also während dieses Umzugsprozesses und während dieser Erweiterung haben wir halt auch festgestellt, dass bis dato einfach alles in meinem Kopf stattgefunden hat und ich das einfach auf 13 Menschen multiplizieren musste, und wir dann einen Prozess gesucht haben, mit dem das möglich ist. Und da haben wir halt dann die Gemeinwohlbilanzierung gemacht, um einfach einen Wertekompass zu entwickeln, anhand dem wir arbeiten können, den alle auch mittragen können. Und da sind dann halt auch die ganzen Lieferketten angeguckt worden, die Produkte an sich, die Auswirkungen der Produkte. Und wenn man da jetzt ganz, also wir haben hier auch Lehmputz an den wir haben eine ökologische Farbe auf den Kalksandsteinen, also das ist ein Raum, den wir mitgestaltet haben, wo wir beratend aktiv waren und das ist halt eine Umgebung, die einfach auch dann ein Multiplikator sein kann, weil ihr geht hier raus und habt ein gutes Gefühl davon, ihr wisst vielleicht noch nicht, dass das jetzt Lehmputz war und warum das gute Gefühl dabei war, aber das können wir dann in der Beratung bei uns erklären.

WENDLANDLEBEN:

Das ist eine Kombination aus dem Lehm und den tollen Speakern hier im Raum.

DAVID:

(Lacht) Okay.  Ja, gut.

WENDLANDLEBEN:

Kannst du nochmal ausführen, in unserem Vorgespräch hattest du gesagt, dass du auch so eine Art Lobbyist mittlerweile bist für die gute Sache und das gute Baumaterial? In was für einem Ökosystem bist du in dieser Bauwirtschaft tätig? Wie sieht das um dich herum eigentlich aus, wenn man nicht wertegeleitet wirtschaftet?

DAVID:

Nicht wertegeleitet finde ich eigentlich falsch, weil jedes Unternehmen ist immer irgendwie wertegeleitet. Aber es geht halt darum, dass es die richtigen Werte sind. Also der Kommerz und das Geld sollte nicht als wichtigster Wert im Mittelpunkt stehen. Und in der Bauwirtschaft ist es halt schon eigentlich marktüblich derzeit, dass alles öko ist und alles grün und alles nachhaltig. Und jetzt in München zum Beispiel war die Baumesse und selbst die Zementindustrie war nachhaltig. Und die haben damit beworben, wie nachhaltig die sind und dass sie CO2-neutral sind. Und ganz unten stand dann "bis 2040". Und das ist so genau dieses Greenwashing und diese Verarsche, die eigentlich stattfindet, die finde ich so daneben und da will ich darauf aufmerksam machen. Und deswegen sind wir jetzt kurz nach der Baumesse Mitglied im BNW geworden, das ist der Bund für Nachhaltiges Wirtschaften, das ist ein Lobbyverband in Berlin. Und wir wollen uns da halt stark machen und die richtigen Inputs geben für halt eine echte Bauwende und für ein ökologisches Sanieren und Bauen, was auf dem Markt nötig ist und was auch heutzutage schon möglich ist, was aber halt von den falschen Werten derzeit okkupiert wird und halt einfach grün angestrichen wird.

WENDLANDLEBEN:

Das ist quasi jetzt dann aber nochmal ein Side-Project zu dem Gemeinwohlökonomie-Ding? Das kommt wahrscheinlich dann so mit sich, wenn man eine Haltung und Werte hat, dass man einfach gegen viele Windmühlen zu kämpfen hat?

DAVID:

Ja, nee. Also es ist eigentlich nicht ein Side-Project. Das alles, was wir machen im Lehmladen, ist Beratung und Netzwerk. Nebenher verkaufen wir dann auch die Baustoffe. Also es ist eher über das Netzwerk und über die Beratung verkaufen wir die Baustoffe. Und ich weite jetzt eigentlich nur das Netzwerk aus in die Politik. So würde ich das eher zusammenfassen. Also es ist alles eins.

WENDLANDLEBEN:

Aber der gute Gedanke, der jetzt in die Welt getragen wird, oder der Überzeugungspunkt, kommt in dem Fall jetzt quasi von dem Unternehmer, dem Kopf, der das Unternehmen geleitet hat, so hast du die Gemeinwohlökonomie vorhin beschrieben, dass man einen Leitplan für alle hat, die wissen, woran sie sich halten. Ist das bei Voelkel auch von oben gekommen, oder war das auch dein ... ? Du hattest gesagt, du bist darüber erst dazugekommen.

OLE:

Nee, das ist ganz klassisch, das kam von Stefan Voelkel. Relativ viel in der Gemeinwohlökonomie. Das sind häufig die Unternehmer*innen, die das in die Firmen tragen, weil die sich natürlich auch mit dem Gedanken beschäftigen „Wir schaffen etwas mit Wert, wie können wir das erhalten?“ Das ist häufig der ausgehende Gedanke. Deswegen wird es schon so in die Firma getragen. Es ist aber dann interessanterweise so, dass über die Bilanz werden alle Abteilungen daran angehalten oder müssen mitarbeiten, Daten zusammensammeln, und dann verbreitet es, diffundiert es, ehrlich gesagt, in das Unternehmen. Das ist genauso, wie es bei uns jetzt passiert ist. Mich hat es auch angezündet. Das sickert dann so durch. Und da wird es dann auch irgendwann schön. Und irgendwann fangen auch an, die Abteilung Bock drauf zu haben und wollen mehr Punkte haben bei der zweiten Bilanz. Wir haben jetzt gerade die zweite Bilanz gemacht. Wir konnten uns auf 663 steigern, was eine extrem gute Zahl ist.

WENDLANDLEBEN:

Könnt ihr so grob erklären oder ganz einfach erklären, wie funktioniert es, sich gemeinwohlorientiert zu bilanzieren? Kann das jeder machen? Ich will auch viele Punkte haben!

OLE:

(Lacht) Du kannst das machen. Man kann als Einzelperson eine Bilanz machen. Das kann man machen. Genauso aber auch Unternehmen, aber auch Institutionen können das machen. Das können auch Gemeinden machen. Es gibt für verschiedene Organisationen verschiedene sogenannte, okay jetzt kommt der Plural, Matrizes. Matrizes heißt das, glaub ich. Plural von Matrix. Es gibt verschiedene Systeme und man kann das dann auch als Einzelperson machen. Das ist aber eher so eine, ich sage jetzt mal Fingerübung, um sich mit dem Thema vertraut zu machen. Also worum geht es? Mal ganz simpel: Die Grundfrage ist folgende in unserer Wirtschaft. Wir alle wissen, wir können nur eine Zukunft haben, wenn Nachhaltigkeit belohnt wird und wenn Arschloch sein bestraft wird. Ganz simpel. Nur dann wird es funktionieren in unserer Gesellschaft, weil wir wollen für Unternehmen, die mit Werten arbeiten, Werte schaffen. Mal ganz simpel. Es muss sich lohnen, dass wir alle diesen Aufwand machen. Also überall die Unternehmen, die mit Werten arbeiten, machen einen Riesenaufwand und haben aber am Ende im Regal einen Nachteil, weil sie einfach ein teureres Produkt haben. Das ist ganz simpel. Das heißt, wir müssen das umdrehen. Das heißt, wir müssen sagen, Nachhaltigkeit muss sich lohnen. Wie mache ich das messbar? Ich muss es messbar machen. Weil Nachhaltigkeit ist ein Wort, haben wir eben gehört, kann jeder sagen. Kann auch die Betonindustrie sagen, wir sind nachhaltig. So, nee, wir müssen das wirklich bemessen können. Das ist eigentlich so eine Grundidee der Gemeinwohlökonomie, das messbar zu machen. Dafür hat die Gemeinwohlökonomie also eine Matrix entwickelt. Das sind die fünf Werte, von denen ich vorhin gesprochen habe, wie zum Beispiel ökologische Nachhaltigkeit. Es sind aber auch dann die Bezugsgruppen oder die Anspruchsgruppen, die es gibt. Also das sind die Mitarbeitenden, das sind die Kunden, das sind die Lieferanten in der Lieferkette, also die, mit denen ein Unternehmen zu tun hat. Und die werden ins Verhältnis gestellt und die haben Berührungsfelder und dann wird immer gecheckt auf diesen Berührungsfeldern, wie steht man denn da. Also zum Beispiel, wie geht ein Unternehmen denn mit seinen Lieferant*innen um oder mit den Mitarbeitenden? Und dann gibt es immer Punkte. Und am Ende kommt eine Gesamtpunktzahlwahl raus.

WENDLANDLEBEN:

Wer bemisst das?

OLE:

Das bemessen Auditor*innen, also so eine Art Wirtschaftsprüfer.

DAVID:

Ja, es kommt auf die Größe an.

OLE:

Oder wir haben noch ein zweites Modell, das nennt sich Peer Evaluation. Da sind es dann die Peers, das sind andere Unternehmen, die sich gegenseitig prüfen. Ja, das gibt es auch. Das sind die zwei Arten, die wir dort haben. Aber das eigentliche Ziel ist, dass Unternehmen eine Vollbilanz machen und dann kommen dort echte Unternehmensprüfer, Auditor*innen, kommen in den Laden und prüfen das. Das muss nämlich auch belegbar und belastbar sein. Darum geht es auch. Das ist eben nicht „Ach guck mal, wir klatschen uns hier gegenseitig auf die Schulter und sagen, wie toll wir alle sind und bleiben auch in unserer Grünen Bubble, ja, weil wir alle irgendwie supi toll sind“. Nee, es geht auch gerade darum, Unternehmen dorthin zu bekommen, die eben nicht aus der Grünen Bubble sind. Und die müssen einen Vorteil haben. Und ganz simpel, wo ist der Vorteil? Der Vorteil ist im Regal. Das heißt, da steht dann irgendwann: Voelkel hat 663 Punkte, Coca-Cola hat minus 10 Punkte. Und dann kann der Konsument, die Konsumentin entscheiden, nehme ich die mit mehr Punkten oder mit weniger? Das ist so eine der Grund-Ideen. Transparenz und Vergleichbarkeit.

WENDLANDLEBEN:

Wie alt ist das Modell? Wie stark wird das schon praktiziert im Regal?

OLE:

Also die Gemeindewohl Ökonomie ist 2010 gegründet worden, auf Basis des Buchs von Christian Felber. Seitdem wird auch diese Matrix ständig weiterentwickelt. Mit dem Thema „Regal“ geht es jetzt erst los, weil wir das Siegel oder Label, wie wir es nennen, jetzt erst in den Markt einführen. Es wird ganz spannend. Wir werden ein Siegel haben mit QR-Code. Das heißt, man kann da raufgehen mit seinem Handy und sieht sofort die Punktezahl, sieht auch dann das Testat, kann also auch gleich sehen, okay, wo waren die gut, wo waren die schlecht. Das ist etwas, was wir jetzt einführen, aber das wird nochmal ein Riesenakt. Aller Voraussicht nach zur Biofach 2024 werden wir das einführen mit einem größeren Event. Hoffe ich.

WENDLANDLEBEN:

Das klingt eigentlich ziemlich gut zu wissen, was ist eigentlich los bei denen? Wie gehen die mit ihren Praktikanten um?
David, du hast gesagt, du wirst von jemand anders geprüft?

DAVID:

Wir sind jetzt gerade fertig mit unserer Peer Group. Also wir haben den Prozess gerade abgeschlossen. Wir haben unser Testat noch nicht. Ich weiß schon, wie viele Punkte wir haben. Aber in dieser Peer Group gibt es halt niemanden, der von außerhalb kommt und das Ganze gegenprüft. Sondern die Peer Group arbeitet einfach nur so, wie die Peer Group das halt kann. Das heißt, wir sind eine Grüne Bubble und wir bewerten uns gegenseitig. Und ich habe schon gesagt, ja, dann bringe ich für jeden Lehm mit und dann kriege ich mehr Punkte. Aber ganz so funktioniert es halt nicht, weil jeder will ja auch ehrlich sein. Aber trotz allem glaube ich, weil wir auch vieles nicht verstanden haben ganz korrekt, haben wir uns jetzt erstmal zu viele Punkte gegeben. Das ist eine Vermutung, weiß ich noch nicht. Die Re-Bilanzierung in zwei Jahren, die wird das dann zeigen, ob wir den Punktestand halten konnten, ob wir abgesackt sind, weil wir vielleicht jetzt zu viele hatten oder weil wir schlechter geworden sind oder vielleicht sind wir auch besser geworden. Das wage ich gerade wirklich zu bezweifeln.

WENDLANDLEBEN:

Gibt es eine maximal mögliche Punktzahl, also das perfekte Unternehmen?

OLE:

Die maximal schlechte Punktzahl ist -3000. Komisches System. Die Nulllinie ist das Erfüllen der gesetzlichen Vorschriften. Das heißt eigentlich jedes Unternehmen, was ein Plus-Ergebnis hat, ist schon mal besser, ist eigentlich ein gutes Unternehmen, weil es mehr tut, als es der Gesetzgeber vorschreibt.

WENDLANDLEBEN:

Da ist aber ganz schön viel Raum für illegale Unternehmen. Minus 3.000 ist ja alles nicht mehr gesetzlich in Ordnung.

DAVID:

Guck dir die Unternehmen an. Es muss Platz sein, das darzustellen, was wirklich stattfindet. Also, ich glaube, das ist schon real.

OLE:

Ich glaube, realistisch wird man kaum ein Unternehmen finden, was Minuspunkte hat, weil sie alle da angeben werden, dass sie das grundsätzlich korrekt machen. Das war eine interessante Frage beim Label. Gibt’s das Label ab + 1 Punkt oder gibt es das eigentlich erst ab + 300 oder sowas? Wir haben uns jetzt für wirklich + 1 entschieden, weil wir gesagt haben: okay, jedes Unternehmen, was darüber ist, macht mehr, als es der Gesetzgeber vorschreibt. Das ist dann natürlich noch nicht wirklich richtig gut. Also wahrscheinlich würde Coca-Cola plus 200 Punkte oder sowas haben, vermute ich auch mal. Die haben ja auch Abteilungen. Das ist ja das Schlimme, dass heute Nachhaltigkeitsabteilungen in großen Unternehmen nichts anderes tun als Nachhaltigkeitsberichte zu schreiben. Die sorgen nicht wirklich für Nachhaltigkeit in den Unternehmen, sondern die sorgen dafür, dass sie schöne Nachhaltigkeitsberichte bekommen. Und das ist genau das, wo auch die Gemeinwohlökonomie für eintritt: Eben kein Laber-Rhabarber-Greenwashing-Nachhaltigkeitsbericht, sondern ein Bericht, der wirklich was aussagt und der vor allem etwas bewegt, der in den Unternehmen etwas anregt. Also wir verstehen diese Bilanz nicht als „Wir klopfen uns auf die Schulter, sagen toll, wir haben jetzt zehn Punkte mehr“, sondern was es eigentlich sein soll, ist ein Management-Tool. Ich soll eigentlich als Manager, als Managerin in einem Unternehmen sehen können, wo haben wir noch Punkte an denen wir arbeiten müssen, wo sind wir gut, wie können wir uns verbessern, wie können wir das beim nächsten Mal hinkriegen? Das heißt, ich wirke in das Unternehmen rein, das ist das Entscheidende dabei, um was es geht. Diese Punkte, also seht ihr ja auch, also ihr könnt überhaupt nichts damit anfangen, 500 oder 600 -so what? Aber das Interessante ist, da gucken auch die wenigsten nach, sondern ich kriege nie die Frage aus der Presse „Ja wie viele Punkte haben sie denn?“ Das interessiert die gar nicht. Die wollen immer nur wissen, „Und wo waren Sie richtig schlecht?“ Das wollen die wissen. Und dann wollen die wissen, wie seid ihr damit umgegangen?

WENDLANDLEBEN:

Verrätst du der Presse, wo ihr richtig schlecht seid?

OLE:

Ja, klar, aber das ist ganz abgefahren bei Völk. Wir haben zum Beispiel richtig schlechte Punkte wegen der Mobilitätssituation unserer Mitarbeitenden. Wir sind nämlich in Höhbeck, in der abgelegensten Ecke der Welt. Da fährt gar kein Bus hin, da fährt keine Bahn hin, nichts. Und das ist so weit weg, dass unsere Mitarbeitenden auch nicht mit dem Fahrrad hinfahren können. Das heißt, zu 90 Prozent, zu 95 Prozent kommen die mit dem Auto. Und das hat uns richtig Punkte gekostet. Weil wir auch wenig tun können dagegen. Wir haben's schon probiert mit Mitfahrgruppen. Und dann kennt man das in so einem Unternehmen, wir regen mal ein System an, und wir machen das, und wir machen eine Veranstaltung dazu. So, und wer macht das? Niemand. Da hatten die einfach keinen Bock drauf. Hier im Landkreis will man ein Auto haben. Hier fährt man seine Kinder zu den Freunden, zum Sport. Hier ist Auto selbstverständlicher Bestandteil des Lebens. Und natürlich kommen die morgens mit dem Auto alleine. Das hat leider nicht geklappt. Wir haben gesagt, wir teilen uns Taxis, das bezahlt Voelkel - wollte keiner. Kriegen wir auch weiterhin schlechte Punkte und können wir nix tun. Ein bisschen ungerecht, aber ist so.

PUBLIKUM 1:

Ich hab mal eine Frage, einen Schritt noch mal zurück zu dieser Prüfung- und Glaubwürdigkeitsfrage. Für mich stellt sich das, ich glaube das alles, aber trotzdem ist es irgendwie eine Bubble. Es gibt ja keine, wie auch immer, staatliche Stelle, Universität oder irgendwie eine wissenschaftliche Stelle oder so, die mir jetzt sagt: was die da machen, da kann ich meinen Fieberthermometer reinhalten und die haben 37,2 Grad oder so. Es bleibt ja bei der Glaubwürdigkeit. Ich muss es Voelkel abnehmen und den einzelnen Protagonisten. Und da geht es schon los, der eine Mann von Voelkel, der ist da Unternehmenssprecher und gleichzeitig auch noch zweiter Vorsitzender von all diesen Affären, die man gerade hat. Das ist noch nicht mal der Trauzeuge, es ist ja sogar noch selber in Personenunion solche. Für mich, ich finde das gut, aber es bleibt bei so einem Bubble-Label und ich als Konsument gehe in den Supermarkt rein und sage, ja, wieder so ein Babberl drauf… und ja…

DAVID:

So habe ich das am Anfang auch gesehen und ich hab das Werkzeug einfach erst mal nur dafür benutzt, es intern weiterzuentwickeln, entwickeln, weil das Werkzeug an sich ist richtig gut. Also das hilft uns und gleichzeitig denke ich, dadurch, dass wir es nutzen, vergrößern wir es und zeigen einfach der Öffentlichkeit, was wichtig ist. Und ich hoffe, dass die Bubble irgendwann platzt und sich das ganz doll verteilt und dann richtig wichtig wird. Aber dafür muss sie erst noch größer werden. Und ich war ganz uneigennützig und habe es für uns benutzt und das hat geholfen, also schon sehr praktisch.

OLE:

Ich habe wahrlich eine richtig belastbare Antwort, ich sage mal systemisch. Im Zuge des Green Deals hat die EU-Kommission sich das Nachhaltigkeitswesen vorgeknüpft. Und es gibt jetzt in Zukunft ein verpflichtendes Berichtswesen für Unternehmen, die eine gewisse Größe überschreiten: 20 Millionen Umsatz, 250 Mitarbeitende, Börsennotierung etc. Das heißt, das betrifft jetzt aus dem Stand, ich glaube in Deutschland ab diesem Jahr 15.000 Unternehmen, die nach einem EU-Standard, der sich CSAD nennt, Nachhaltigkeitsberichte machen können. Unsere Bilanz muss diese Kriterien dieser EU-Standards erfüllen in Zukunft. Das heißt also, unsere Bilanz wird wiederum den echten gesetzlichen Mindeststandard erfüllen und noch on top sein.

PUBLIKUM 1:

Das ist eine harte Antwort, weil das diese EU-Standards wert sind, das wissen wir ja…

OLE:

Ja, aber in diesem Fall muss ich ganz ehrlich sagen, ich habe mich mit dem Thema ziemlich beschäftigt. Also das ist jetzt schon ein Riesenschritt. Das ist für große Unternehmen ein Riesenschritt, dass die von "Ich kann in meinen Nachhaltigkeitsbericht schreiben, was ich will" bis zu "Ich muss das von Unternehmensberater*innen prüfen lassen". Das ist ein riesen Unterschied und das wird vielen sehr viel Arbeit kosten, wahnsinnige Arbeit und sehr viel Geld auch, weil sie plötzlich diese ganzen Zahlen sammeln müssen, die die bisher in dem Unternehmen gar nicht gesammelt haben.

PUBLIKUM 1:

Also es werden Dinge sichtbar, die vorher nicht sichtbar waren?

OLE:

Genau, ja. Also, das ist schon ... Und ich muss sagen, wir sind,  darf man auch nicht vergessen, wir sind eine Grassroots-Bewegung, die es seit zehn Jahren gibt. Wir haben round about so was wie 8.000 Menschen, die sich da ehrenamtlich engagieren, die alle in AGs arbeiten, wo die sich mit der Vervollkommnung der Matrix zum Beispiel beschäftigen und ehrenamtlich daran arbeiten, dass das neutral und objektiv wird. Das ist also nicht, dass da ein paar Verbandseumel sitzen und sich das ausdenken, sondern da sitzen tausende von Menschen, die sehr, sehr hohe Ansprüche haben. Da sind wir bei dem Thema "Ist die grüne Bubble immer mit sich am kritischsten?" Ja, ist sie! Und gerade die Ehrenamtlichen, die haben überhaupt kein wirtschaftliches Interesse, sondern die haben ein Anliegen. Und deswegen ist das aus meiner Sicht extrem glaubwürdig, weil das wirklich extrem basisdemokratisch entstanden ist und von sehr, sehr kritischen Geistern.

WENDLANDLEBEN:

Wie viele seid ihr im Wendland? Ist man hier Vorreiter? Wie kann man das bewerten?

DAVID:

Klar, wir sind immer Vorreiter im Wendland. Gerade in solchen Themen.

WENDLANDLEBEN:

Schon, ne? Das ist gar kein Witz.

DAVID:

Ja, ist kein Witz. Wenn ich mich mit meinen Lieferanten darüber unterhalten habe, alle haben es schon mal gehört gehabt, so ungefähr, und finden es spannend. „Aber nee, bei uns irgendwie Kontakte dazu haben wir noch nicht gehabt...“ Und bei uns hier, zack, aus dem Stehgreif, acht Unternehmen, das ist schon eine Leistung.

OLE:

Also, wenn man guckt, weltweit haben bisher 1200 Unternehmen eine Bilanz gemacht. Und wenn wir dann hier im Wendland schon bei 10 oder so sind, ist das schon eine ganz gute Zahl. Das muss man ganz klar sagen. Wir sind hier so ein typischer Nachhaltigkeits-Hub, heißt das Neudeutsch. Ich glaube, hier treiben wir die Dinge voran. Ich finde es sehr spannend, dass auch die Landrätin voll an dem Thema interessiert ist und das Thema auch übergeordnet im Wendland noch treiben will.

WENDLANDLEBEN:

Ihr seid beide ursprünglich aus dem Wendland?

DAVID:

Nee. Ich komme ursprünglich vom Niederrhein, erzkatholische Ecke, und es war ziemlich klar, dass ich da nicht wieder hin wollte. Und ich bin hier im Wendland gelandet, weil es hier einfach schön ist und weil wir mit Absicht das Wendland für uns ausgewählt haben.

WENDLANDLEBEN:

Was waren da so die Argumente außer, es ist irgendwie schön? Wie bist du in Kontakt mit dem Wendland gekommen? Einfach weil du wusstest, hier sind schon die ganzen Vorreiter, das ist ein Nachhaltigkeits-Hub, hier passe ich gut rein?

DAVID:

Nee, also vor 15 oder 16 Jahren war ich als Wandergeselle auf Wanderschaft und habe im Endeffekt ganz Deutschland intensiv kennengelernt. Und im Wendland haben wir einfach die größte Dichte an nettesten Menschen kennengelernt. Und dann war das einfach gar keine Frage, dass wir hier hängen geblieben sind. Es war wirklich absichtlich ausgewählt und wir hatten damals keinen Plan, was wir machen. Wir sind nicht der Arbeit hinterhergezogen. Wir sind hier hingegangen, weil es hier landschaftlich schön ist, weil es menschlich passend war, ja, war einfach gut.

WENDLANDLEBEN:

Wie bist du hierher gewandert?

OLE:

Ich glaube, die klassische Wendland-Antwort. Mich hat die KLP und die Liebe hierher gebracht. Das ist, glaube ich, bei 90 Prozent ungefähr der Fall. Also ich habe das Wendland das erste Mal über die KLP kennengelernt und habe dann eine Frau gefunden, die von hier ist, hier einen Hof hat. Und so hat mich dann die Liebe wahrlich im doppelten Sinne hergetragen, weil ich mich dann auch in den Landkreis verliebt habe. Wie das immer so ist, also ich war ganz klassisch Mitglied der Geschäftsführung einer mittelgroßen PR-Agentur in Hamburg, mittelprächtig erfolgreich, Awards, Laber Rhabarber, aber einfach stinkeunzufrieden. Und auch mit körperlichen Zeichen schon: Ohrenpiepen, Schlaflosigkeit, Panikattacken, Frustration auch einfach mit Mitarbeitenden, weil du irgendwann als Geschäftsführer nicht mehr PR machen darfst, das was du eigentlich machen willst, sondern tust nichts anderes als Personalgespräche, und das ist unfassbar nervig. Und so saß ich ganz klassisch dann auf der Terrasse, hab in die Weite geguckt, hab gesagt: boah, das will ich alles nicht mehr. Was kann ich denn bloß machen? Ich will irgendwo arbeiten, wo es sinnvoll ist. Und dann ist Voelkel ja omnipräsent. Und dann hab ich ganz banal ne E-Mail an Jurek Voelkel geschickt. Und der hat gesagt, ja komm morgen rum. Und seitdem arbeite ich für die. So eine Klischee-Wendland-Story, wie sie halt immer ist.

WENDLANDLEBEN:

Toll, dass das ein Klischee ist eigentlich!

DAVID:

Das ist ein Riesenvorteil! Also das ist tatsächlich, diese kurzen Wege, die Kommunikation, du triffst irgendwen auf der Straße und alle kennen sich, alle sind irgendwie miteinander verklüngelt. Das kann man negativ empfinden, das ist aber eigentlich ein Riesenvorteil! Und das ist, ich finde das goldwert. Wir bei uns haben kaum Fachkräftemangel, weil man sagt das einmal und dann verteilt sich das. Und dann geht das so weiter und dann kommen die richtigen Menschen, die halt Interesse an der Arbeit haben. Und dann ergibt sich das.

WENDLANDLEBEN:

Wie ist das bei Voelkel gerade? Da wird ja nun auch immer gesucht.

OLE:

Genau, also wir haben natürlich zwei Bereiche bei uns: Wir haben die klassische Produktion, Fruchtsafttechniker und solche Tätigkeiten, Produktion, die kommen sehr häufig aus dem direkten Umfeld, in die Altmarkt und so hinein. Das ist also ganz, ganz häufig. Eine andere Sache sind die Mitarbeitenden in Marketing und Vertrieb. Das war jetzt wirklich spannend, was da die Gemeinwohlbilanz geschafft hat. Weil wir plötzlich dieses Thema auf der Website belastbar darstellen konnten. Also, ich sag jetzt mal, so ein waberndes Konstrukt wie „wir haben hier ein Familienunternehmen, vier Generationen nach whatever Werten, die sie auch selber sieht, definiert, hm, ein bisschen anthroposophischer Hintergrund, ja, Verantwortung für Menschen und Natur“, aber nirgends festgenagelt. Und über die Gemeinwohl-Bilanz konnten wir plötzlich eigentlich ein klares Wertemodell, neudeutsch heißt das purpose, getriebenes Unternehmen, darstellen. Und seitdem haben wir wirklich viele, die zu uns ins Marketing kommen und sagen, ich habe das da gelesen auf der Website und ich will für ein Unternehmen arbeiten mit purpose und ihr konntet mir erklären, was das bei euch wirklich bedeutet. Das ist das Spannende, dass wir jetzt wirklich eine Anziehung haben, klassisch für Leute, die aus Berlin oder aus Hamburg bis Leipzig, Dresden kommen die zu uns, weil die sagen, ich will für den Laden arbeiten. Das ist natürlich ein echtes Plus jetzt, weil, muss man ganz klar sagen, also natürlich sind wir eine strukturschwache Region und natürlich kann so ein Unternehmen wie Voelkel, was sowieso gemeinwohlorientiert ist, einfach nicht solche Gehälter zahlen, wie in den Städten. Das ist ganz klar. Und dann natürlich für junge Leute, muss man auch mal sagen, ins Wendland, wo es keine Disse gibt, kein Club, kannst null ausgehen, die Gastronomie ist echt bescheiden, ja, und wo lernt man denn hier mal Leute kennen? Das ist leider echt schwierig. Und trotzdem kommen die zu Voelkel. Und dann lernen die dann hier auch Leute kennen. Und dann wird's auch spannend für die. Und dann sagen die ganz, ganz schnell "Oh, ich will ja nie wieder weg." Aber erstmal, die Hürde ist natürlich riesig groß. Das muss man sagen.

WENDLANDLEBEN:

Ja, wobei, aus unserer Perspektive können wir Gott sei Dank sagen, dass tatsächlich die Hürde in anderen ländlichen Regionen gigantisch viel höher zu sein scheint. Es tut uns immer so leid, wenn wir mit Kolleg*innen sprechen aus anderen ländlichen Regionen, die sich wirklich richtig, richtig doll abnehmen müssen, gute Argumente für sich zu finden. Das liegt hier immer so ein bisschen auf der Straße. Da gab es eine Meldung…

PUBLIKUM 2:

Inwiefern spielt sozusagen auch der andere Weg eine Rolle?  Also inwiefern wird bewertet, was ein Unternehmen auch für eine Region tut? Wir waren gestern hier oben im Workshop, wo es um alte Immobilien, alte Höfe, neues Leben, ja auch immer gerade in solchen Regionen auch die Frage, was brauchen Menschen, die hier hinziehen? Also es ist ja alles irgendwie cool, wenn das irgendwie alles irgendwie interessante Leute sind, aber wenn sozusagen der Arzt fehlt, die Schule fehlt, der öffentliche Nahverkehr, du hast eben die Situation mit den Autos angesprochen, also welche Rolle spielt das Thema in dieser Bilanz und inwiefern kann da dann auch sozusagen diese Bilanzierung letztlich auch der Umgebung von solchen Unternehmen auch Mehrwert bieten?

OLE:

In einem Feld, ich weiß gar nicht welches, vielleicht fällt es dir an, welches.

DAVID:

Im Vierten.

OLE:

In diesem vierten Feld, da wird der Einsatz der Finanzmittel, gemeinwohlorientierte Einsatz der Finanzmittel geprüft. Das heißt also, engagierst du dich in deinem Umfeld, um es mal so auszudrücken. Das ist nicht auf regional beschränkt, sondern generell unterstützt du mit Geld irgendwie das Gemeinwohl, die Gemeinheit. Und da können wir dann halt eine Riesenvielzahl von Projekten, die wir auch speziell in der Region gemacht haben, aufführen. Und das gibt dann Bonuspunkte.

DAVID:

Aber das, was halt andersherum der Landkreis, wenn der sich jetzt bilanzieren würde, dann würden, glaube ich, so Unternehmen wie wir und die Förderung von solchen Unternehmen, die würden dem Landkreis dann Punkte bringen. Also eine Gemeinde oder ein Landkreis kann sich ja auch bilanzieren lassen. Das wäre vielleicht an der Stelle eine Werbung an unsere Landrätin, dass das doch passiert.

WENDLANDLEBEN:

Gibt es öffentliche Kommunen, die so was machen?

OLE:

Ja, ja, ja. Grundsätzlich gibt es schon sehr viele Kommunen, die eine Gemeinwohlbilanz erstellt haben. Ein neues, viel spannenderes Thema, an dem wir gerade arbeiten, ist der sogenannte Regionale Gemeinwohlindex. Das ist noch mal ein anderes Thema. Das eine ist ja, eine Kommune ist eine Organisationsform, ist ein Unternehmen in Grün, kann nachhaltig, nicht nachhaltig agieren, wie auch immer. Aber mit dem Regionalen Kommunalen Gemeinwohlindex wollen wir eigentlich in Zukunft in Anführungszeichen den Glückszustand einer Gemeinde evaluieren und auch da wieder eine Art Management-Dashboard haben. Nämlich, wie kann eine Gemeinde eine gemeinschaftliche Vision entwickeln und sich da gemeinschaftlich hinbewegen? Das wird dann richtig spannend, weil da könnte das Wendland Pilotunternehmen, äh, Pilotkommune werden. Das könnte sehr spannend werden. Aber da wir so etwas bei uns basisdemokratisch entwickeln, dauert das ein bisschen länger. (Lacht)

PUBLIKUM 3:

Stichwort Basisdemokratie wollte ich fragen. Und zwar Stichwort Basisdemokratie. In welcher Form schlägt es sich denn gerade jetzt unternehmensintern, wo wir jetzt gerade auch diesen witzigen Freud'schen Versprecher hatten, nieder in dem Unternehmen? Wie können Mitarbeiter mitsprechen? Wie werden Mitarbeiter integriert in den Entwicklungsprozess des Unternehmens? Wie können Mitarbeiter mitentscheiden? Wie stehen solche Unternehmen zu Sachen wie Tarifverträgen? Wir hatten ja vorhin auch schon kurz das Stichwort „wir können nicht ganz viel zahlen“.

DAVID:

Also die Mitentscheidung ist bei uns quasi in den Genen mit drin, liegt einfach daran, dass wir mit allen zusammen, die jetzt arbeiten, gemeinsam gewachsen sind und jeder darf bei uns ganz offen und ehrlich irgendwas sagen, Anmerkungen machen und gewisse Werte werden halt komplett im Konsens gemeinsam getroffen. Gewisse Geschäftsentscheidungen muss, da es einfach eine GmbH ist, ich als Gesellschafter im Endeffekt tragen, aber ich mache das nicht einfach so, ohne zu fragen, sondern das machen wir tatsächlich intern. Aber das ist auch wirklich ein interner Prozess, der dann aber in der Gemeinwohlbilanz auch bewertet wird. Also da gibt es einen Punkt in dieser Matrix, der genau um dieses Thema sich dreht. Und da drin wird dann aber auch bewertet, welche Mechanismen gibt es denn in dem Unternehmen, damit das auch sichergestellt ist. Und bei uns, so einem wachsenden Unternehmen, gibt es halt noch keine Mechanismen. Das war für uns dann so ein Negativpunkt, dass wir das halt noch nicht gefestigt hatten, sondern dass wir das halt so machen, wie immer schon, aber das ist einer der Punkte, an denen wir jetzt arbeiten werden, dass wir tatsächlich auch Gesprächsrunden anbieten, dass wir das halt wirklich festhalten können und regelmäßig in einer gewissen Form immer wiederholen können. Und zu den Löhnen ist das auch ganz spannend. Also da ist bei uns sehr viel passiert. Wir haben vorher, also ganz am Anfang in den ersten zwei Monaten nach dem Wachstumsprozess haben wir irgendwann festgestellt, dass das irgendwie doof ist, dass jeder so verhandeln kann, wie er möchte. Und es gab keine Regeln. Und ich als einzelner Mensch da vorne sollte dann entscheiden „Du kriegst so viel, du kriegst so viel“, das war irgendwie doof. Und dann haben wir in einer gemeinsamen Entscheidung gesagt, alle bekommen das Gleiche, egal welche Vorbildung, egal welche Ausbildung, egal welchen Job. Alle haben den gleichen Stundenlohn gekriegt. Das hat total viel Frieden geschaffen intern. Das war grandios. Und jetzt hat sich aber halt, also das kam dann so ein bisschen mit dieser wahnsinnigen Preissteigerung, dass wir festgestellt haben, dass das vielleicht doch ungerecht ist und dass wir noch einen Schritt weiter gehen wollen. Und jetzt haben wir eine Bewertungsstufe gerade angefangen - da diskutieren wir jetzt intern drüber - dass eine Vorbildung bewertet wird, dass eine Zugehörigkeit bewertet wird, dass aber auch der persönliche Bereich, also wie viele Kinder bringst du mit? Wie weit ist der Fahrweg? Fahrrad oder Auto? Und so ergibt sich dann für jeden individuell einen Stundenlohn, der dann, glaube ich, auch sehr gerecht werden wird. Wir müssen jetzt im Konsens halt noch entscheiden, dass diese einzelnen Bewertungsstufen so passend sind. Und das erleichtert mich als Unternehmer wiederum sehr, weil ich nicht alleine die Entscheidung treffen muss, sondern „Hey, da gibt's eine Liste. Guck selber rein, was du verdienen kannst bei uns.“ Das ist sehr viel einfacher für mich.

PUBLIKUM 4:

Ich wollte zu der Entwicklung was fragen. Was, wenn Voelkel jetzt immer besser läuft, die Gemeinwohlökonomie wird angenommen, beziehungsweise diese Kennzahlen werden sichtbarer und ernst zu nehmen da und führen zu mehr Absatz und es stellen sich Skaleneffekte ein und Wachstum und es floriert und Voelkel wird ein Riesenkonzern. Wird dann irgendwann die Situation sein, dass Voelkel von Standort Wendland aus viel exportiert. Das hat dann auch zur Folge, dass hier riesige Industriestandorte entstehen. Das hat zur Folge, dass hier tausende LKWs durch Wendland gurken oder irgendwie eine Industrietrasse oder so angelegt werden, wo wir auch Widerstand immer wieder erfahren haben. Auch gerade so jetzt so eine große Bahntrasse durch Wendland zu legen, würde ja wahrscheinlich nicht allzu leicht funktionieren, wenn wir eigentlich dann mit den Leuten, die hier leben. Und wie würde sich sowas auch an diese Kennzeilen niederschlagen? Also zweigeteilte Frage.

OLE:

Voelkel ist heute nicht mehr im Besitz der Familie Voelkel, sondern in Verantwortungseigentum. Das heißt, die Familie Voelkel hat die Voelkel GmbH zwei Stiftungen überschrieben, wovon eine reine gemeinwohlorientierte Stiftung ist, das heißt, sie tut nichts anderes, als 10 Prozent des Voelkel-Gewinns für gemeinwohlorientierte Zwecke zu verwalten. Und die 90-Prozent-Stiftung hat in ihrem Stiftungszweck und in ihrer Stiftungsbestimmung drin, dass Voelkel nur am Standort Pevestorf agieren darf. Das heißt, wir haben bei uns die Grenzen des Wachstums. Und die Grenzen des Wachstums sind das, was wir auf dem Grundstück machen können. Und darüber hinaus soll es auch nicht gehen. Und ich finde übrigens, dass das Thema Bahn wäre sehr spannend. Das würde eher eine Nachhaltigkeit bedeuten. Das bedeutet eher weniger Lkws als mehr. Wir arbeiten dran, dass wir eigentlich diese alte Bahntrasse reaktivieren. Das wäre ganz schön. Ich glaube, dass man eben grade, wenn man als ethisches Unternehmen muss man sich mit den Grenzen des Wachstums beschäftigen. Es darf nicht gehen um "degrowth", also um ein Kleiner-Schrumpfen krampfhaft, es muss um ein qualitatives Wachstum gehen. Das heißt, wie kann ich denn in Zukunft zum Beispiel auf der gleichen Fläche eine Produktivität schaffen, die auch noch nachhaltig ist, weil ich zum Beispiel meine Logistik optimiere? Ich glaube, in dieser ganzen Post-Growth/Beyond-Growth-Thematik steckt eigentlich die Frage drin, dass man qualitativ wachsen muss und effektiver werden muss. Und dass es dann große Anstrengungen geben muss, wie kann ich effektiver wachsen, besser produzieren, mit dem ich weniger verbrauche? Und damit muss ich mich als Unternehmen beschäftigen. Das ist ethisches Wirtschaften.

DAVID:

Also das Wachstum, was du gerade beschrieben hast, wird hier niemals stattfinden, weil einfach die Unternehmen vielfach tatsächlich einen ethischen Grundsatz haben, der in der Geschichte des Landkreises verankert ist. Und deswegen, es ist kein Platz und es ist aber auch kein Interesse von den wirklichen Unternehmen hier. Und das liegt dann auch an den wirtschaftlichen Faktoren, wie langen Transportwegen. Niemand wird hier einen Riesenkonzern aufbauen, weil das einfach viel zu teuer wäre.

WENDLANDLEBEN:

Letzte Frage.

PUBLIKUM 5:

Ja, das war auch so mein Punkt, der mich irgendwie beschäftigt hat. Wie sieht es eigentlich mit dieser Wachstumsfrage aus? Was mich gerade jetzt auch in der Diskussion beschäftigt hat, war so, okay, aber in einer kapitalistischen Wirtschaft, die viel auf Konkurrenz basiert, ist es denn nicht eigentlich sinnvoll, sag ich mal, auch im Sinne der Gemeinwohlökonomie, dass halt Unternehmen, die nachhaltig wirtschaften, andere, die nicht nachhaltig wirtschaften, verdrängen? Also, es ist ja auch die Idee eigentlich dieser Kennzahl, im Prinzip, nicht nachhaltige Unternehmen irgendwie nicht konkurrenzfähig zu machen oder so in irgendeiner Weise. Also, insofern ... Also, wäre es da nicht eigentlich schlau, wenn Voelkel auch größer wachsen würde und mehrere Standorte in verschiedenen Orten haben würde?

OLE:

Die Idee ist, die anderen durch ein gutes Vorbild oder wie auch immer kooperatives Arbeiten dazu hinzubekommen, dass sie das auch machen. Also „Kooperation statt Konkurrenz“ ist eine zentrale Idee der Gemeinwohlökonomie und auch eine zentrale Idee bei Voelkel. Es geht nicht darum, die anderen plattzumachen, sondern enable sie, bring sie dazu, dass sie auch gut und ethisch arbeiten können. Und zu zeigen: guck mal, das ist erfolgreich! Wir bei Voelkel sind ja so ein Vorbild. Wir haben 2022 das erste Mal die 100-Millionen-Euro-Grenze durchschlagen. Mit gemeinwohlorientiertem Arbeiten. Wir sind eines der wenigen Unternehmen im Moment in Deutschland, die von der Krise nicht so hart betroffen sind. Weil wir resiliente Strukturen eingezogen haben, weil wir jahrelang unsere Lieferanten über den Weltmarktpreis bezahlt haben und die geben uns das jetzt zurück. Und die ziehen jetzt nicht brutal die Preise an und deswegen sind wir als Voelkel davon nicht so stark betroffen. Und diese Geschichte, die können wir erzählen. Läuft jetzt gerade, es gibt gerade einen dpa-Artikel über die Orangensaft-Krise, trifft uns nicht, tauchen wir auf. Und auf einmal sitzen da wahrscheinlich 100 Orangensaftproduzenten und sagen „hm, was ist das denn? Wieso werden die davon nicht betroffen?“ Und das ist die geile Story. Weil wir damit geschafft haben, mit kooperativem Verhalten einen Vorteil zu kriegen. Die Story müssen wir verbreiten, und dann wird alles vielleicht doch ein bisschen besser. Das ist die große Hoffnung, die ich hab, weil sonst ist die ganze Beschäftigung mit der ganzen Krise, Klimakrise, Biodiversitätskrise, das ist ja immer nur "Oh Gott, oh Gott, es wird alles schrecklich, wir gehen alle unter und wir sterben", sondern wir müssen mal eine Story entwickeln, die sagt "Pass mal auf: wir können das! Es ist eigentlich ganz einfach! Und: Hier geht es lang!". Das müssen wir erzählen - das ist ethisches Wirtschaften.

WENDLANDLEBEN:

Vielen, vielen Dank ihre beiden als Speaker. Vielen Dank fürs Zuhören. Lasst uns kooperativ bleiben!

Das war unsere WENDLANDREDEN-Folge „Ethisch Wirtschaften“. Mit Ole Müggenburg von Voelkel und David Feldbrügge vom Lehmladen mit Einsichten in die Praxis der Gemeinwohlökonomie. Mehr Infos zu den Gästen, ihren Unternehmen und der Gemeinwohlökonomie findet ihr in den Shownotes.
Wissenswertes über den Landkreis Lüchow-Dannenberg als Ort zum Leben und Arbeiten, seinen Unternehmen und aktuelle Jobs gibt's auf wendlandleben.de. Schaut mal vorbei und meldet euch bei uns, wenn auch ihr im Wendland landen und ethisch wirtschaften wollt! WENDLANDREDEN ist eine Produktion der Agentur Wendlandleben. Technische Umsetzung Hannes Gerloff und Simon Kamphans. Weitere Folgen WENDLANDREDEN über Work, Life, Land und Alternativen findet ihr auf den gängigen Podcast-Plattformen.

 

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