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Hofgemeinschaft 7einviertel

Hofgemeinschaft 7einviertel

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Vier Herzen schlagen für die Hofgemeinschaft Nr. 7 in dem kleinen Dorf Prießeck. Ihr Geheimrezept für eine gute Gemeinschaft? Die Vision, das gemeinsame Ziel zusammen zu leben und alt zu werden.

Eine Reportage von Madeline Jost im Rahmen der Ausstellung "Werde Wendländer" | KLP 2018

“Was uns als Gemeinschaft verbindet, ist keine reine Verbindung auf der Handlungsebene”, sagt Patrizio Guida (43). “Wenn man sich nur wegen bestimmter Werte verbindet, kann das leicht auseinandergehen. Wir wollen zusammen leben und alt werden, alles andere darf sich verändern. Wir haben dieses gemeinsame Ziel, diese Vision, und ich glaube, das ist eine sichere Herangehensweise, mit der eine Gemeinschaft bestehen kann.” Und damit scheint er richtig zu liegen, denn die Bewohner des Hofes Patrizio Guida mit Frau Nadja Stoye und Torsten & Kathrin Rösner leben, arbeiten und brennen nun schon 11,5 Jahre in und für 7einviertel, wie sie ihre Gemeinschaft auf dem Hof getauft haben. Mit an Bord: Langzeitgäste Finn & Moritz, die mit SISU Containers und “jugendlichem Flair” die Arbeitsgemeinschaft 7einviertel bereichern.

Nadja & Patrizio mit Nele & Junus

|   Junge Familie zwischen Tradition und Innovation

“Für eine Hofgemeinschaft im Wendland sind wir schon irgendwie repräsentativ”, lacht Nadja. “Weil es im Wendland keinen Standard gibt. Alles ist möglich, alles ist in Ordnung, alles ist nicht ungewöhnlich. An anderen Orten, in den Städten würden wir vermutlich aus dem Raster fallen. Aber hier im Wendland guckt da ja keiner nach.”

Nadja ist Grundschullehrerin und lebt zusammen mit ihrem Mann Patrizio und ihren zwei Kindern Nele und Junus im Haupthaus des Hofes 7einviertel. Hier haben sie sich einen Lebens- und Arbeitsort geschaffen, der von Gemeinschaft und Zusammenhalt getragen wird und auch Veränderungen standhält. “In den letzten Jahren haben wir eher destruktiv an der Substanz unseres Hofes gearbeitet, weil wir viel abgerissen haben. Jetzt steht eine sehr konstruktive Zeit bevor”, erzählt Patrizio, Elektroingenieur und Teilzeit-Kreativkopf einer Innovationsagentur.

Die junge Familie möchte ihren Lebensmittelpunkt in den Rundling verlegen und dort ein Haus bauen. “Wir wollen den Spagat zwischen Tradition und Moderne schaffen.” Früher stand auf dem Baugrund mal ein Haus, das aber abgerissen wurde. Jetzt wollen Nadja und Patrizio die Baulücke wieder bespielen und ein Haus ohne Fachwerk bauen, das sich trotzdem optisch in den Rundling einfügt. Eine große Aufgabe, denn der Bau steht im öffentlichen Interesse. Der Rundling Prießeck ist eines der Dörfer, die um den Titel “UNESCO Weltkulturerbe” werben.

Kathrin & Torsten

|   Stadt-Land-Pendler

“Wir wohnen in der Stadt, was wirklich nett ist. Aber irgendwann haben wir auch gemerkt, dass wir in unserem Haus in Gifhorn allein wohnen”, sagt Torsten, der mit seiner Frau Kathrin seinen Erstwohnsitz nach wie vor in der 70 Kilometer entfernten Stadt hat. “Für uns war es wichtig, auch etwas gemeinsam zu machen”, ergänzt seine Frau Kathrin (48).

Mit Nadja und Patrizio haben sie sich diesen Wunsch erfüllt und richten in 7einviertel seit einiger Zeit Events aus. Genug Platz für Veranstaltungen und die Lagerung von Veranstaltungsequipment haben sie auf ihrem großen Anwesen mit vielen Quadratmetern und Nebengebäuden. Und der Charme des Grundstückes ist zusammen erarbeitetes Wohlfühlprogramm. Nicht zuletzt, weil sich Torsten in 7einviertel als Tischler und Handwerker einbringt, Kathrin sich um die Logistik kümmert und den Garten pflegt.

Das Wendland lernen Kathrin & Torsten 1992 über die Kulturelle Landpartie kennen und kommen seitdem regelmäßig wieder. Erste Wahl ist der Landkreis bei der Überlegung auf`s Land zu ziehen zwar nicht, doch 2006 werfen sie ihre Bedenken - ihre Pendler-Strecke von Gifhorn nach Prießeck liegt außerhalb des Radius`, den sie sich als Einzugsgebiet gesteckt haben - über Bord und entscheiden sich für die Attraktivität des Landkreises. “Das ist ein cooler Landstrich, da nehmen wir auch ein bisschen mehr Fahrtweg in Kauf.”

Kathrin pendelt an den Wochenenden nach Prießeck, Torsten zusätzlich mittwochs. Die Arbeit müsse man mit in den Landkreis bringen, meint Kathrin: “Du kannst nicht erwarten, dass es sie hier gibt.” Und dennoch: “Wenn du auf eigenen Füßen stehst und etwas Kreatives anbietest, bist du schnell drin. Du profitierst von der Marke Wendland”, ist sich Torsten sicher.

Was ist denn das Schöne...

am gemeinschaftlichen Leben und Arbeiten in Prießeck und 7einviertel?

Kathrin:
“Es gibt hier viele gemeinsame Aktionen in Prießeck. Zum Beispiel einen Frauenabend. Wir haken auch einmal im Jahr zusammen Laub. Und hinterher wird gefeiert. Das macht`s hier halt aus. Gemeinsam arbeiten und feiern.”

Torsten:
“Und auf jeden Fall auch dieses Lebensgefühl Wendland. Die Leute sind offen & kreativ. Ich mag die schnelle Vernetzung und auch Tauschgeschäfte sind eine Chance im Wendland.”

Nadja:
“Prießeck im Speziellen hat einfach eine schöne Dorfstruktur. Die Älteren öffnen sich bewusst und holen uns mit ins Boot. Wir haben zum Beispiel eine WhatsApp-Gruppe. Ich könnte da reinschreiben, ob mir jemand in fünf Minuten bei irgendetwas helfen kann und es würde sofort jemand kommen.”

Patrizio:
“Prießeck ist schon irgendwie mein ‘Maker Space’, ohne dass ich es groß ausschreiben muss, wie es in den Städten der Fall ist. Wir hier leben es einfach, wir machen es einfach. Es ist unser ureigenster Spaß und es passiert ganz natürlich, dass wir Dinge zum Wachsen bringen. In den Medien hört man immer wieder Begriffe wie ‘Co-Gardening’ und irgendwas mit ‘sharing’. Wir sharen hier auch alles.”

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Wie zwei Kieler Sprotten im Wendland vor Anker gingen

Minimalistischer Wohntraum mit SISU Containers

In Prießeck 7einviertel richteten sich die zwei waschechten Küstenjungs Finn Jessen (32) & Moritz Barre (35) vor zwei Jahren eine Werkstatt ein, vor der sie Schiffscontainer zu stylischem Wohnraum umbauen. Einer dieser Schiffscontainer ist schon fertig und blickt vom Grundstück auf die wendischen Felder hinaus.

„Wir sind ready und hoffen, dass es jetzt mal losgeht.“ Denn die Designerstücke sollen in Serie gehen. Das sei aber gar nicht so einfach, da die Rechtslage für Tiny Houses in Deutschland noch unsicher ist. „Wir bräuchten eigentlich einen Präzedenzfall. Im Moment kommen wir um Bau- und Sondergenehmigungen noch nicht herum. Ich würde mir da ein bisschen mehr Offenheit von amtlicher Seite wünschen“, sagt Mo. Trotz der Bürokratie, die den beiden bevorsteht, blicken sie optimistisch in die Zukunft: „Günstiger Wohnraum ist knapp. Ich glaube, da wird sich in den nächsten Jahren noch was tun.“

Finn und Mo kennen sich schon eine halbe Ewigkeit. Best Buddies eben. Sie reisen zusammen, haben den gleichen Freundeskreis und gehen auch beruflich schon eine ganze Weile gemeinsam durch`s Leben. Das Wendland Starter Camp der Grünen Werkstatt, eine jährlich stattfindende Kreativschmiede für junge Menschen, Studierende und Hochschulabsolventen zog vor vier Jahren erst den gelernten Tischler Moritz von der Nordseeküste ins Wendland, dann folgte der Bootsbauer Finn. Als Team gingen sie in Prießeck vor Anker - und blieben.

„Als wir hier ankamen, dachten wir, dass wir drei oder vier Monate bleiben“, erzählen Finn und Mo „Jetzt sind daraus schon eineinhalb Jahre geworden.“ “Wir gehören jetzt zur Hofgemeinschaft, weil wir hier jeden Tag abhängen”, scherzt Moritz. “Ja genau. Und wir sind hier, um Sachen zu maken”, sagt Finn. Na, denn man tau!

Übrigens: Sisu [ˈsisu]: (finnisch) gilt als unübersetzbar, kann aber mit „Kraft“, „Ausdauer“ oder „Unnachgiebigkeit“ wiedergegeben werden.

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